Herzlich willkommen, Ida!

Die aus Prenzlau stammende Ida Wolff heirate am 17. April 1855 den damals 36-jährigen Abraham Wertheim. Die im Jahre 1830 geborene, dem jüdischen Glauben angehörige Ida war also 25 Jahre alt und sie brachte – bedingt durch den väterlichen Beruf – durchaus Know-how in das Stralsunder Manufakturwarengeschäft ihres Ehemannes ein. Von Beginn an wirkte sie aktiv im Geschäft mit, so dass für sie auf der Plattform „Deutsche Biographie“ als Beruf „Geschäftsfrau“ vermerkt ist. Durch ihre Verkaufstätigkeit im Laden trug sie wesentlich zu guten Kundenbeziehungen bei. Offenbar zeigte sie wesentlich mehr Geschäftssinn als ihr Ehemann. Trotzdem liefen die Geschäfte eher schlecht und das Geld war knapp, denn eine große Familie musste versorgt werden. In vierzehn Jahren brachte Ida neun Kinder zur Welt, von denen 1872 noch sieben lebten. Es waren dann die Söhne Georg und Hugo, die bei einem Bruder von Ida in die Lehre gegangen waren und die ihre Eltern im Jahr 1875 zur Eröffnung eines neuen Ladens Mühlenstraße/Ecke Mönchstraße drängten. Auch hier war Ida wieder im Verkaufsraum tätig. Ein Jahr später traten die Brüder in die Firma ihrer Eltern ein und Ida konnte sich um die anderen fünf, noch minderjährigen Kinder kümmern. Georg und Hugo Wertheim führten zahlreiche geschäftliche Neuerungen ein und sie profitierten von den geschäftlichen Beziehungen zu der Familie von Ida. Die Erfolgsgeschichte des Warenhauskonzerns „Wertheim“ nahm ihren Lauf. Für Ida bedeutete dies im Jahr 1888 den Umzug von Stralsund nach Berlin, in den noblen Bezirk Tiergarten. Die Geschicke des Familienunternehmens lagen nach dem Tod von Hugo in den Händen ihres Sohnes Georg, der sie regelmäßig in wichtigen geschäftlichen und familiären Angelegenheiten zu Rate zog. Abraham Wertheim starb am 3. Juli 1891. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beerdigt. Im Jahre 1902 zog Ida innerhalb von Berlin noch einmal um. Georg hatte ihr eine Wohnung in einer großen Villa im Bezirk Grunewald gemietet, das gesamte Haus wurde später für die Familie erworben. Bei den Familientagen scharte sich die Familie um Ida, die sich ihrer zahlreichen Enkelkinder erfreuen durfte. Neben dem Wachstum der Familie und des Warenhausimperiums musste Ida aber auch Familienskandale, antisemitische Anfeindungen und den ersten Weltkrieg erleben. Sie starb am 18. Dezember 1918 zu Hause in der Grunewalder Villa und wurde neben ihrem Ehemann Abraham beigesetzt.

Das Bild, zu dessen Erwerb wir dem Förderverein STRALSUND MUSEUM e.V. herzlich gratulieren, zeigt Ida Wertheim im fortgeschrittenen Alter. Sie sieht uns so an, wie sie beschrieben wird, als „eine schlanke, stets züchtig in dunkle hochgeschlossene Kleider gehüllte Person mit einem ernsten, entschlossenen Gesicht“. Wir hoffen, dass wir künftig noch mehr über dieses Gemälde berichten und es vielleicht auch einmal als Kern einer Ausstellung zu Ida Wertheim präsentieren können.

Quellen:

Deutsche Biographie, Link: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140775.html

Fischer, Erica; Ladwig-Winters, Simone: Die Wertheims – Geschichte einer Familie, Rowohlt Taschenbuch, 2. Aufl., Berlin 2008, S. 35 (Zitat), 36, 41, 48, 69, 133f., 143, 216

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