Die Novemberpogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 jähren sich zum 82. Mal. Mit ihnen begann die systematische und gezielte Verfolgung, Vertreibung und Ermordung jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Eine Möglichkeit des Gedenkens ist der Besuch jüdischer Friedhöfe. In Stralsund befindet sich ein kleiner jüdischer Friedhof an der Greifswalder Chaussee, etwas außerhalb der Stralsunder Altstadt. Das Friedhofsgelände wurde im Jahr 1850 von der Stralsunder Synagogengemeinde erworben und im Jahr 1912 erweitert. Obwohl das Friedhofsgelände Anfang der 1940er Jahre zwangsweise an die Stadt Stralsund verkauft werden musste, wurde der Friedhof bis zum Kriegsende nicht zerstört. In den Jahren 1955/1956 erfolgte die Umgestaltung zu einer Gedenkstätte. Hierbei wurden die Grabsteine so umgesetzt, wie dies heute noch sichtbar ist. Wer sich den Schlüssel für das Friedhofstor in der Stralsunder Tourismuszentrale am Alten Markt ausleiht und den Friedhof besichtigt, wird auch den Grabstein von Hugo Wertheim entdecken. Hugo Wertheim wurde am 9. Februar 1856 als erster Sohn von Abraham und Ida Wertheim in Stralsund geboren. Zusammen mit seinem Bruder Georg Wertheim absolvierte er zu Beginn der 1870er Jahre bei seinem Onkel in Berlin eine kaufmännische Lehre. Nachdem sie diese abgeschlossen hatten, kehrten die beiden Brüder nach Stralsund zurück, um in die Firma ihrer Eltern als Partner einzutreten. Diese hatten am 17. November 1875 ein Geschäft in der Mühlenstraße 50, Ecke Mönchstraße eröffnet. Hugo und Georg führten neue Geschäftsprinzipien ein, zum Beispiel das Prüfen der Waren ohne Kaufverpflichtung, eine Umtauschmöglichkeit oder die Einführung von Festpreisen. Während sein Bruder Georg das familiäre Geschäft unter der Marke „Wertheim“ zum Warenhaus-Imperium ausbaute, verstarb Hugo Wertheim am 23. Januar 1883 auf einer Erholungsreise nach Italien im Alter von nur 27 Jahren an Tuberkulose.